Tage wie dieser
- 's Bertal
- 15. Mai
- 3 Min. Lesezeit
sind für mich geprägt von Melancholie.
Gestern zeigte das Leben noch, wie überraschend es sein kann, wie grausam und traurig.
Heute zeigt es, dass es weitergeht, auch wenn jemand fehlt.
Ein Kommen und Gehen, Leben eben.
Mir fiel ein Video dazu ein, das ich vor langer Zeit gesehen hatte, machte mich auf die Suche und fand ein ähnliches schön gemachtes. Viele kennen es und viele haben es schon gesehen oder davon gehört vom „Der Zug des Lebens“.
Leider fand ich auf Anhieb keinen Hinweis auf den Verfasser dieser Zeilen und so begann ich erneut zu recherchieren.
In einem Beitrag fand ich dann den entscheidenden Hinweis.
Der Originaltitel, auf dem „Der Zug des Lebens“ basiert, lautet „Das Leben als Busfahrt“ und stammt aus der Feder von Manuela Thoma – Adofo.
Der Text wurde oft kopiert und verändert, bis letztendlich „Der Zug des Lebens“ übrig blieb.
Folgende Zeilen stammen aus ihrem Buch
„Auf dem Weg,
den niemand kennt.“
Eine Sterbebegleiterin
mit Herz und Humor erzählt
Das Leben als Busfahrt
Du steigst ein in den Bus des Lebens
an der Hand deiner Eltern.
Manche Mitreisenden kennst du,
manche lernst du kennen
und manche kennst du nie.
Wenn du meinst, du kennst die Strecke schon,
wechselst du den Bus.
Manche begleiten dich
und manche bleiben zurück
im ersten Bus
und fahren weiter.
Auch jetzt triffst du Menschen.
Du kommst an Kreuzungen und Wege,
manche vertraut,
manche neu
und manche bleiben dir verschlossen.
An den Haltestellen des Lebens
betreten Menschen den Bus,
manche haben ihn auch verlassen,
und wieder glaubst du,
hier war ich schon.
Du wechselst den Bus erneut.
Kann es sein, dass die, die du kennst,
weniger werden?
Und wieder verlassen einige den Bus.
Einige gern und manche müssen gehen.
Bei manchen tut es dir leid
und bei einigen bemerkst du es kaum.
Und als du den Bus am Ende deiner Reise verlässt,
fällt dir auf, dass du bei all den Fahrten
nicht ein einziges Mal den Fahrer gesehen hast.
Er hat dich gefahren und gelenkt,
manchmal schnell und manchmal langsam,
und jetzt, wo du angekommen bist,
ist es nicht mehr wichtig.
Du hast viel gesehen
auf der Fahrt deines Lebens.
Du steigst aus
und einige steigen ein
an der Hand ihrer Eltern.
Manuela Thoma-Adofo
September 1996
Vorwort
Mein Name ist Manuela Thoma-Adofo. Ich bin Autorin, Tochter, Mutter, Schwester und vieles mehr. Und seit mehr als 20 Jahren bin ich ehrenamtliche Hospizhelferin.
1994 entschied ich mich, mit meiner Zeit mehr anzufangen, als Dinge zu tun und Werte anzuhäufen, die ausschließlich mir und meinem Konto guttaten.
Ich wollte meine Zeit nicht vergeuden. Ich wollte sie verschenken.
Natürlich habe ich in diesem Buch all die Namen meiner Patientinnen und Patienten verändert. Auch die Sterbefälle sind nicht chronologisch geordnet. Denn es ist nicht wichtig, wann jemand gegangen ist. Es ist wichtig, dass sein oder ihr Ende sich so vollzogen hat, dass man es als schön bezeichnen kann.
Ja. Auch dieser Teil des Lebens kann schön oder unschön sein.
Viele Angehörige von Menschen, die ich begleitet habe, haben mich gefragt, warum ich dieses Ehrenamt gewählt habe und wie alles anfing. Zum einen glaube ich, dass dieses Ehrenamt mich gewählt hat, und wie alles anfing und sich entwickelte, erzähle ich in diesem Buch.
Das Wichtigste, was ich dazu sagen kann, ist: ich, die Hospizhelferin, komme nicht zum Sterben. Ich komme, um zu leben. Zu leben bis zuletzt.
Manuela Thoma-Adofo wurde als Tochter eines ghanaischen Arztes und einer deutschen Mutter am 9. September 1967 in Leipzig geboren. Sie besuchte verschiedene Schulen in Deutschland und England bevor sie in Niedersachsen ihre schulische Laufbahn mit dem Abitur abschloss.
Hier noch ein Interview mit ihr von München TV.
Und hier kann man sich noch weiter über diese beeindruckende Frau informieren:
Lieben Gruß, man liest sich.