24. DEZEMBER
ANDERE WEIHNACHTEN
Er sitzt
auf einer Bank im Park,
raucht eine Zigarette
bis zum Filter.
Mit zwei Fingern
hält er den glühenden Stummel.
Ohne auszudämpfen,
lässt er ihn zu Boden fallen.
Sein Blick,
er ist leer.
Er reibt sich die Hände,
haucht sie an.
Die Kälte,
sie macht seinen Atem sichtbar.
Langsam erhebt er sich.
Die Hände in den Manteltaschen,
da ist es warm.
Er geht.
Geht aus dem Park.
Geht über die Straße.
Geht einfach rüber,
ohne auf den Verkehr zu achten.
Geht scheinbar ohne Ziel,
doch dann bleibt er stehen,
blickt sich um,
orientiert sich
und biegt ab
durch ein Tor.
Schönes Schmiedeeisen,
der Lack blättert ab.
Er geht einen Kiesweg.
Einen Kiesweg auf einem Friedhof.
Der Kies,
er knirscht heute nicht,
er ist gefroren.
Tagsüber war Nebel und feucht
und jetzt ist es kalt.
Zu kalt für Knirschen,
dafür klirrt die Luft.
Er geht zu einem Grab,
holt etwas aus seiner Manteltasche.
Eine Kerze.
Er zündet sie an,
stellt sie auf das Grab.
Ein Weilchen steht er dort.
Das Haupt gesenkt.
Die Hände gefaltet.
Die Augen geschlossen.
Abermals greift er
in eine seiner Manteltaschen,
holt eine Zigarette heraus,
zündet sie an.
Er dreht sich zur Seite,
nimmt einen tiefen Zug
und geht.
Geht wieder durch das Tor.
Sein Gehen hat nun ein Ziel.
Zielstrebig ist er,
fast eilig.
Ist auch verständlich,
ist doch Heiligabend.
Man will zu seinen Lieben.
Feiern,
das Fest des Friedens,
wie überall auf dieser Welt.
Er geht nach Hause,
sein Zuhause
für diese eine Nacht.
Ein Heim für Obdachlose.
Er hatte Glück,
hat einen Schlafplatz
dort ergattert.
Wie schön,
wie Weihnachten.
Anders eben,
aber vielleicht
für ihn Normal.
Dies
lieber Leser,
ist ein Gedicht.
Zwar reimt es sich nicht,
doch gibt es Dinge,
die sind schlimmer,
auch das Leben
reimt sich nicht immer.
Frohe und besinnliche Weihnachten!
Alles Liebe, wir lesen uns!